Mitten in den dramatischen Alpen, direkt an der Grenze zwischen Italien und Österreich, liegt der Reschensee – ein künstlicher See mit einer ungewöhnlichen Geschichte und einem noch ungewöhnlicheren Wahrzeichen: ein einsamer Kirchturm, der aus dem Wasser ragt – ein Denkmal an das alte Dorf Graun, das dem Kraftwerksbau nach dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer fiel.
Ich wollte diesen Ort schon lange besuchen, und im Herbst 2023 hatte ich endlich die Gelegenheit dazu. Und wie immer war Geocaching ein natürlicher Teil der Reise.
🏘 Die Geschichte von Graun und dem versunkenen Turm
Der Name Graun (lateinisch: Curunes) ist erstmals 1165–1166 in einer lateinischen Urkunde der Grafen von Tirol dokumentiert. Der Name stammt vom rätoromanischen Wort curuna, was so viel bedeutet wie "runder Felskopf". Das ursprüngliche Dorf Graun lag näher am Talboden.
Im Jahr 1928 wurde Graun zum Hauptort einer neu gebildeten Großgemeinde, in die auch Reschen, Langtaufers und St. Valentin auf der Haide eingegliedert wurden.
Graun war ein kleines Dorf in der Vinschgauer Region, bewohnt von etwa 150 Familien. Landwirtschaft, Handwerk und ein starkes Gemeinschaftsleben prägten den Ort. Der Kirchturm war ein zentraler Treffpunkt.
Bereits 1920 wurden die ersten Pläne für einen Stausee zur Stromerzeugung entworfen. Nach Jahrzehnten des Widerstands wurde das Projekt nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgegriffen. Italien brauchte Strom für den Wiederaufbau. Trotz des massiven Widerstands der Bevölkerung und internationaler Aufmerksamkeit wurde mit dem Bau der Staumauer begonnen.

Heute bedeckt der Reschensee das ursprüngliche Graun und Teile von Reschen. Der See ist heute ein beliebtes Reiseziel – doch die Erinnerung an die Tragödie lebt weiter, durch Erzählungen, Kunst und Geocaching.
Den Turm in Wirklichkeit zu sehen, ist eindrucksvoll. Unter der Wasseroberfläche liegen die Reste von über 160 Häusern und Höfen. Im Winter friert der See zu, und man kann zum Turm hinausgehen. Ich war im Herbst dort – und allein am Ufer zu stehen reichte völlig aus, um die Stimmung auf mich wirken zu lassen.
🎯 Ein Ziel auf meiner Reise
Im Rahmen einer Geschäftsreise nach Italien 2023 konnte ich ein Mega-Event im Pitztal mit einer Rundfahrt durch die Alpen verbinden – über die Dolomiten, den Brennerpass, Innsbruck und dann wieder südwärts Richtung Mailand. Eines der Hauptziele war der berühmte Kirchturm im Reschensee.
Die Geschichte von Graun hatte mich schon lange fasziniert. Stromerzeugung bringt oft große Eingriffe mit sich – und hier war das besonders sichtbar. Endlich am Ufer zu stehen und den Turm mit eigenen Augen zu sehen, war ein Moment, auf den ich mich lange gefreut hatte.
🗺 Anreise zum Reschensee
Ich hatte gerade die Grenze von Österreich nach Italien überquert, nach einer schönen Fahrt vom Event im Pitztal. Und plötzlich lag er vor mir: der See. Mitten im Wasser ragte der Turm – ein stiller Wächter vergangener Zeiten.
Der Parkplatz in der Nähe war gut besucht – Autos, Wohnmobile, ein Reisebus und Motorräder in alle Richtungen. Es war deutlich, dass dies ein beliebter Zwischenstopp für Touristen war. Zum Glück fand ich eine kleine Lücke – ein einsamer Parkplatz, nur für mich.
Von dort aus war es nur ein kurzer Spaziergang zum Ufer – der Beginn meines Erlebnisses am Turm und beim Geocaching.

🧭 Geocaching am Reschensee – Atlantis der Berge und St. Anna
Wie so oft an bekannten und stimmungsvollen Orten gibt es hier einen virtuellen Geocache – in diesem Fall GC7B7QJ – Atlantis der Berge. Er ist leicht zu loggen und bietet eine wunderbare Gelegenheit, die Geschichte und Atmosphäre des Ortes zu erleben.
Zusätzlich gibt es eine Lab-Adventure-Runde in der Umgebung. Sie führt als angenehmer Spaziergang rund um den Turm und entlang des Seeufers – informativ und entspannend zugleich.
Sehr empfehlen kann ich auch einen kleinen Abstecher zur St.-Anna-Kapelle. Dort liegt ein traditioneller Cache (GC60KDH), der einfach zu finden ist – und die Aussicht über den Reschensee ist atemberaubend.
📌 Tipps für deinen Besuch in Reschensee und Graun
Es lohnt sich, hier anzuhalten – plane mindestens eine Stunde, lieber mehr.
Es gibt ausreichend Parkplätze am Turm. Bezahlen kannst du z. B. mit EasyPark.
Lies die Infotafeln. Die Geschichte bekommt dadurch Tiefe.
Kamera nicht vergessen! Das Motiv ist dramatisch und wunderschön.
🗺 Fazit
Der Reschensee war weit mehr als nur ein schönes Fotomotiv – er war eine Begegnung mit Geschichte, Natur und Geocaching. Am Ufer zu stehen und den Turm aus dem Wasser ragen zu sehen, war ein eindrückliches Erlebnis.
Es war faszinierend zu sehen, wie hier Vergangenheit bewahrt und erzählt wird – und gleichzeitig moderne Entdeckungen durch Geocaching, Infotafeln und Spaziergänge möglich sind.
Mit guter Erreichbarkeit, durchdachten Caches – darunter ein stimmungsvoller virtueller und eine schöne Lab-Runde – ist der Reschensee ein Ort, den ich allen geschichtsinteressierten Geocachern in den Alpen nur empfehlen kann.
Der Reschensee erfüllte alles, was ich mir erhofft hatte: ein persönliches Ziel, ein Stück Zeitgeschichte und ein stiller Moment mit Blick und Bedeutung.